Gastbeitrag – Der MAN Werdegang von Matthias
Hallo, ich bin Matthias, 32 Jahre und das ist meine MAN-Traktoren Geschichte:
Die Begeisterung für die blass-grünen Schlepper begann bereits in frühen Jahren. Aber bei den Worten „MAN Ackerdiesel“ komme ich bis heute immer noch ins schwärmen.
Der Ursprung meiner Leidenschaft zu den MAN Traktoren liegt sicherlich in längst vergangenen Tagen als ich bei meiner Großmutter, die einen kleinbäuerlichen Hof bewirtschaftete immer mit dem „großen“ MAN mitfahren durfte. Wobei groß natürlich relativ ist. Aber in anbetracht dessen, dass der Hof nur knapp 4 Hektar (inklusive Wald) umfasste und ich damals auch noch kein Riese war, erschien mir der AS 330 fa Bj 1952 mit seinem satten 4 Zylinder Klang, als wahres Ungetüm.
Von da an stand für mich fest das ich irgendwann wenn ich groß bin, auch so einen MAN haben möchte. Einige Jahre später sollte es dann auch schon so weit sein und ich kann mich noch gut an meinen ersten MAN Ackerdiesel erinnern, den ich tatsächlich mit Fug und Recht mein Eigen nennen durfte.
Ich betonte das aus dem einfachen Grund da ich damals beim Kauf gerade 14 Jahre alt war. Mein Traum wurde damals durch einen wirklich großzügigen Verkäufer ermöglicht, der von meinem Enthusiasmus derart begeistert war, das er mir den MAN für einen mehr als Freundschaftlich gesinnten Preis veräußert hatte.
Von nun an gesellte sich zu dem 4P1 meines Vaters ein kleiner 2 Zylinder Ackerdiesel vom Typ AS 718 a. Dieser 18er war eigentlich schon dem sicheren Untergang geweiht und wurde 1976 kurz nach einem verherenden groß Brandes auf dem damaligen Hof des Verkäufers, bei dem auch alle Maschinen den Flammen zum Opfer vielen, vom Schrottplatz gerettet und als Ersatzschlepper genutzt.
Einige Zeit später kam dann schließlich noch ein Dritter MAN vom Typ A25A mit einer fest angebauten S&R Winde dazu,
den wir auch bis heute noch einsetzen.
Doch mein Traum von einem „4 Zylinder „, schlummert immer noch in mir und wurde täglich größer. Durch den Umstand das ich ja zwischenzeitlich einen Gesellenlohn bezog, rückte dieser Traum allmählich auch in greifbare Nähe. Für mich stand fest das es ein AS 330a oder As 440a werden sollte. Nach einiger Zeit der Recherche und zahlreichen Besichtigungen, kam dann im Jahr 2011 ein paar Tage vor Weihnachten meine große Stunde und ich bekam die Gelegenheit einen relativ günstigen AS 430a zu erwerben.
Was ich da aber noch nicht wusste war, dass sich dieser MAN später als große Enttäuschung und Niederlage entpuppen würde. Dazu kam aber erst mal noch das Problem das unsere Platzverhältnisse zuhause stark beschränkt sind und daher fest stand, bevor ein weiter MAN dazu kommt muss einer weichen.
Die Wahl fiel zum Leidwesen meines Vaters auf den 4P1. Er schätzte den 35er als Arbeitsschlepper. Auch auf Grund seines niedrigen Schwerpunkts gerade bei Fahrten am Berg und nicht zuletzt wegen des erheblich bequemern Auf und Abstiegs auf den Fahrersitz,
im Vergleich zu den Ackerdieseln. Aber es half alles nichts und so fand der 4P1 seine neue Heimat im weit entfernten Holland wo er von nun an, an Pflugwettbewerben in ganz Europa teilnehmen sollte.
Als nun schließlich der große Tag gekommen war und ich mir endlich meinen großen Traum erfüllen konnte, wir den AS 430a abgeholt hatten war die Freude leider nur von kurzer Dauer… Denn beim Entladen vom Anhänger bemerkten wir beim Rückwärtsfahren ein unschönes Geräusch aus dem Getriebe. Leider musste ich in dieser Situation auf die harte Tour lernen, dass Euphorie, Ungeduld und Gutgläubigkeit ein schlechter Kaufberater sind und Vertrauen sowie Ehrlichkeit bei so manchen, beim Thema Geld seine Grenzen findet.
Bei der Besichtigung stand der MAN in einer großen Halle, umringt von zahlreichen anderen Oldtimertraktoren. Da wir es dem „armen“ betagten Verkäufer ersparen wollten in der Eiseskälte den MAN auszugraben, verzichteten wir auf eine Probefahrt und beliesen es bei einem kurzen Starten des Motors. Auch aus dem Grund dass er uns immer wieder beteuerte das der Schlepper in einem tadellosen Zustand sei. Aber warten bis zum Frühjahr ginge ja auch nicht da die Kaufinteressenten angeblich Schlange stehen. So räumte er uns maximal eine Nacht Bedenkzeit ein.
Da wir aber eigentlich ein gutes Gefühl hatten schlugen wir am nächsten Tag dann zu. Naja nun war der Schlepper hier und ich musste versuchen das Beste daraus zu machen. So war das neue Ziel den MAN im Laufe des Jahres ordentlich zu warten und das Getriebe instand zu setzen. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Der nächste Tiefschlag folgte so gleich nach der ersten ausgiebigen Probefahrt im Frühjahr. Dabei musste ich feststellen das der Motor Öl aus dem Auspuff „spuckte“ und die Vorderachse lose bzw. extrem ausgeschlagen war.
An diesem Punkt hatte ich zum ersten Mal, kaum noch eine Freude an dem MAN und dem ganzen Hobby und ich fasste den Entschluss den Traktor auf jeden Fall so schnell als möglich zu verkaufen. Ich war auch bereit einen finanziellen Verlust in Kauf zu nehmen. Denn ich wusste das ich an diesem Schlepper, der immer mehr zum Symbol für meine eigene blauäugigkeit sowie dem offensichtlichem Betrug des Verkäufers wurde, sicher keine Freude mehr haben würde. Und so ging der Schlepper zu meiner Erleichterung, einige Zeit später wieder vom Hof.
Da nun ja wieder Platz in der Garage war und ich zwischenzeitlich etwas mehr in meinem „MAN Sparschwein“ hatte wagte ich mich vorsichtig auf die Suche nach meinem, im wahrsten Sinne, ganz großen Traum. Dem Umgangssprachlichen und mit Augenzwinkern genannten König der MAN Schlepper Familie. Dem 50 PS Boliden 4S1 / 4S2.
Doch leider war die erste Zeit der Suche wirklich ernüchternd. Nach geschlagenen 7 Jahren und kurz vor dem aufgeben, klingelte das Telefon und es wurde mir ein 4S1 aus einer Sammlungsauflösung angeboten. Am kommenden Wochenende ging es sodann auch gleich zur Besichtigung und nach diesmaliger ausgiebiger Probefahrt stand fest, der soll es sein!
Ein Traum wurde wahr und ich durfte von nun an ein solches Schmuckstück mein Eigen nennen. Da der Schlepper in längerer Vergangenheit bereits eine Restauration bekommen hatte, die sich aber mehr auf die Technik als auf die Optik Fokussiert hatte, stand fest den MAN zu zerlegen und vor allem optisch komplett neu aufzubauen.
Da der Motor, Getriebe und die Vorderachse bereits überholt wurden musste ich an der Technik keine großen Arbeiten verrichten. Die größte Herausforderung bestand darin die gesamte Elektrik, inklusive Kabeln, Lampen, Steckern, Armaturen usw. zu erneuern und auf den aktuellen Stand zu bringen. Optisch bekam der MAN 4 neue Reifen, neue Kotflügeldeckbleche, eine neue Motorhaube und nicht zu vergessen einen neuen Kühlergrill aus dem Hause Fielenbach 🙂
Anfang des vergangenen Jahres gab es dann erneut ein Highlight. Die Gründung eines „MAN-Stammtisches“. So schrieb ich bereits im Herbst 2019 einige mir bekannte und sympathische MAN Besitzer aus der näheren Umgebung an, mit dem Wunsch und Ziel vielleicht einen eigenen kleinen Stammtisch zu gründen.
Der Gedanke war eine Gelegenheit zum Interessenaustausch außerhalb des Internets oder Oldtimertreffen zu schaffen. Dabei lag es mir sehr am Herzen dies in absoluter zwangloser und unkomplizierter Weise zu gestalten. Also fern ab von Vereinensstruckturen um ein bestmögliches Umfeld für eine lockere und ungezwungene Runde zu schaffen.
Zu meiner großen Überraschung und überragenden Freude war die Resonanz durchweg positiv und es folgten alle meiner Einladung zum ersten offiziellen Stammtisch. Das war die Geburtsstunde der
„MAN-Schlepper Interessengemeinschaft mittlerer Schwarzwald“. Doch leider ereilte uns kurz darauf die Corona Pandemie und damit wurden alle weiteren Pläne und Vorhaben fürs erste auf Eis gelegt.
Für die Zukunft gibt es schon Überlegungen zu einem kleinen MAN Treffen. Allerdings gibt es auf Grund der gerade vorherrschenden Unsicherheiten noch keine konkreten Pläne für den Zeitpunkt.
So liebe Leser, das war im wesentlichen meine bisherige Geschichte und Erfahrung mit und rund um MAN Ackerdiesel.
Vielen Dank für die Zeit, die Sie sich genommen haben um den Artikel zu lesen.
Ein Gastbeitrag von Matthias Ganter.
Ackerdieselteile.de
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